Die GWO hat ihr 75-jähriges Jubiläum im Kulturhaus gefeiert. Den Gästen wurde ein Einblick in aktuelle Themen und viel Unterhaltung geboten.
Bezahlbaren Wohnraum für die Menschen in der Region schaffen, dafür steht die Genossenschaft für Wohnungsbau Oberland, kurz GWO, seit 1949. Heuer blick sie auf ihr 75-jähriges Bestehen zurück. Nachdem im Juni bereits mit den Mietern gefeiert wurden, fand nun am vergangenen Freitag ein Galaabend mit der Belegschaft, Aufsichtsrat und Vertretern aus Politik und Wirtschaft statt. Rund 200 geladene Gäste nahmen an dem Abend mit interessanten Gesprächen und Showeinlagen teil.
„Die GWO feiert ein ganzes Jahr in aller Bescheidenheit und das ist auch angemessen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Baumann, seines Zeichens Oberbürgermeister von Ehingen, der die Vertreter von Handwerksbetrieben, Baufirmen, Ingenieurbüros, Banken und der Politik im Foyer begrüßte. „Sie alle sind Teil des Erfolgs der GWO.“
In 75-Jahren GWO ist ein Wir-Gefühl entstanden
„Wir dürfen uns heute selbst feiern“, sagte der Vorstandsvorsitzende Jörg Schenkluhn und lud die Gäste ein, im feierlich geschmückten „Otmar-Schick-Festsaal“ Platz zu nehmen. Dort wurden sie von Moderator Joachim Wiemers und einer Videobotschaft empfangen, in letzterer berichteten etwa eine langjährige Mieterin und eine junge Familie von einer verlässlichen Partnerschaft mit der Genossenschaft. Nachdem die Mieterstimmen verklungen waren, stellten sich Jörg Schenkluhn und seine Vorstandskollegen Frank Zimmermann und Herbert Schnabel im Talk den Fragen des Moderators. „Es ist schon beeindruckend, was über 75-Jahre für ein Wir-Gefühl entstanden ist“, sagte Wiemers. Dieses Gefühl stehe sinnbildlich dafür, was die Genossenschaft ausmache. „Man hat gesehen, dass die Prämissen, unter denen wir arbeiten, bei den Menschen ankommen“, nahm Schenkluhn auf die Mieter Bezug. Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Leistungsorientierung und Zukunftsorientierung seien zentrale Werte. „Was treibt sie an?“, fragte Wiemers an Zimmermann gerichtet. Das große Ziel müsse sein, die GWO wirtschaftlich weiter voranzubringen. „Erfolg fällt nicht vom Himmel“, antwortete der Vorstand. Wichtig seien Investitionen in die Modernisierung von Bestandsgebäuden, aber auch in den Neubau von Wohnungen. Doch all dies koste Geld und führe zu höheren Mieten. Bei einer Investition von 1000 Euro pro Quadratmeter für eine Sanierung müsste die Miete doppelt so hoch als bislang sein. „Das setzen wir natürlich nicht um, aber auch unsere Mieten steigen.“
„Wir müssen über Verzicht an Fläche reden“
Das Spannungsfeld zwischen Investitionen und bezahlbarem Wohnen beschrieb Vorstand Herbert Schnabel. „Gemäß unserer Satzung müssen wir sozial verantwortbaren Wohnraum zur Verfügung stellen.“ Das bedeute, die Grundmiete müsse unterhalb dessen liegen, was sich auf Markt erzielen lasse. Doch dies werde durch steigende Baukosten und geringere staatliche Förderungen zur Herausforderung, ergänzte Schenkluhn. Dies könne die GWO allerdings nicht steuern. „Wir müssen über Verzicht an Fläche reden. Das ist etwas, dass wir und auch die Kommunen beeinflussen können“, so der Vorsitzende. Er sieht die Politik gefordert, mehr Mittel für den Wohnungsbau bereitzustellen. In einem Film überbrachten Partner wie Handwerksbetriebe, Baufirmen, Ingenieurbüros und Banken der GWO ihre Glückwünsche zum Jubiläum. „Wir freuen uns auf weiter gutes und partnerschaftliches Miteinander in der Zukunft“, sagte Schenkluhn. In den vergangenen drei Jahren seien viele unvorhersehbare Ereignisse eingetreten, die zu einer enormen Kostensteigerung geführt hätten. „Wir haben die Krise zusammen so gestemmt, dass jeder mit erhobenem Haupt vom Tisch aufstehen konnte“, so der Vorsitzende.
Die Meilensteine der Geschichte der GWO
„75 Jahre Einsatz für Stadt und Region, für die Zusammenarbeit im Gemeindearbeit möchte ich mich bedanken“, sagte OB Ingo Bergmann. Das Engagement für bezahlbaren Wohnraum würdigten in ihren Reden auch Biberachs Landrat Mario Glaser und Heiner Scheffold, Landrat des Alb-Donau-Kreises. Die GWO habe für unzählige Menschen ein Zuhause geschaffen. Anschließend gab der Vorsitzende einen historischen Abriss über 75 Jahre der Genossenschaft. Die GWO wurde am 25. September 1949 als Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Riß-Rottum-Rot eGmbH im Kronensaal von 37 Laupheimer Bürgern gegründet. Damals herrschte wegen der allgemeinen Zerstörung infolge des Zweiten Weltkriegs eine massive Wohnungsnot – in Deutschland fehlten rund zwei Millionen Wohnungen. Ihren ersten Sitz hatte sie im Wirtschaftsamt der Stadt Laupheim.
Weitere Meilensteine waren: 1959 der Umzug der Geschäftsstelle ins ehemalige Gasthaus Lamm, wo die GWO bis heute ansässig ist. In den 1960er-Jahren der Bau von Eigentumswohnungen und Eigenheimen zum Verkauf. Und in den 70ern, die geprägt waren von hohen Baupreisen und -zinsen, die ersten Sanierungen von Gebäuden. 1990 wurde die Gemeinnützige Baugesellschaft Ehingen übernommen. Eine richtungsweisende Entscheidung war 2004 die Erweiterung des Geschäftsgebiets nach Ulm. „Wir haben Jahre des Wachstums hinter uns“, sagte Schenkluhn. Heute verzeichnet die GWO knapp 2400 Mitglieder und verwaltet rund 1800 Mietwohnungen in der Region.
Herausforderungen und der Blick auf die Zukunft
Die große Herausforderung der kommenden Jahre sei, der Wohnungsnot und den Folgen des Klimawandels vor dem Hintergrund von steigenden Baukosten zu begegnen. „Wir wissen nicht, was kommt, aber ich bin überzeugt, dass wir alles stemmen werden“, so Schenkluhn. Einen Einblick hierzu gaben auch die Gastredner vom Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Zu hohe gesetzliche Auflagen und zu geringe Förderungen fürs Bauen, kritisierte Verbandsratsvorsitzender Peter Bresinski. „Wir sehen eine Unzuverlässigkeit der Politik“, pflichtete auch Verbandsdirektorin Iris Beuerle bei. Die Zukunft gehöre dem einfachen Bauen. Am Ende wagte Jörg Schenkluhn einen Ausblick, wie sich Wohnen verändern müsse. So nannte er neue Wohnkonzepte, um flexibel auf veränderte Lebensverhältnisse reagieren zu können – etwa Wohnungen, die sich nach dem Auszug der Kinder ohne großen Aufwand verkleinern lassen. Auch altersgerechtes Bauen werde immer wichtiger. Die kurzweilige Gala bot jede Menge Zeit für Austausch, Showprogramm und Kulinarik. Am Ende gab es noch eine spektakuläre Showeinlage. Auf der Bühne war den Abend über ein Haus der GWO gewachsen, mit einer Trampolinshow wurde der „Neubau“ eingeweiht. Anschließend folgte der legere Teil des Abends mit flotter Tanzmusik von der Liveband.